Gen Atem

(ALIAS GEN-U-ONE)

Geb. 1967 in der Schweiz, künstlerische Tätigkeit seit 1982, Pionier der europäischen Urban-Art-Kultur.

In den frühen 80er Jahren war Gen Atem als Sprayer aktiv und platzierte seine Werke auf U-Bahnwagen, Wänden und unzähligen anderen Orten und Objekten im öffentlichen Raum in New York und den Städten Europas. In New York war Rammellzee während knapp 10 Jahren sein Mentor, mit ihm setzte Gen Atem diverse Ausstellungen und Performances in New York und Amsterdam um. In den letzten Jahren realisierte Gen Atem viele Einzel- und Gruppenausstellungen in Tokyo, Istanbul, Zürich, Paris und New York.

Das «Name Writing» in seinen New Yorker Graffiti-Jahren war für ihn mehr als eine Jugendspass-Subkultur: Weshalb schreibt jemand seinen Namen auf U-Bahnwagen und Wände? Wofür steht ein Name? In welchem Kontext stehen öffentlicher Raum und privates Eigentum? Wann ist Urban-Art wirklich Kunst und wann ist es doch mehr Vandalismus? Und was hat Straßenkunst in der Galerie und im Museum zu suchen? Diesen Fragen wollte Gen Atem sorgfältig auf den Grund gehen und seine Tätigkeit verlagerte sich zunehmends vom Handwerk weg und hin zu rein philosophischen Auseinandersetzungen. Schließlich unterbrach er seine künstlerische Tätigkeit, löste sein Atelier auf, trennte sich von all seinen Werken, trat für sieben Jahre in ein buddhistisches Kloster ein, wurde Mönch und Zen-Priester und verbrachte viel Zeit mit Meditation und mit Studien der östlichen Psychologie und Phänomenologie.

Später nahm er seine Arbeit als Kunstschaffender wieder auf, wobei die Thematik der Identität und ihrer Relativität ihn bis heute beschäftigt. Seit einigen Jahren entstehen Portrait-Serien, welche er «Ikonoklast Futurism» oder «Meditated Vandalism» nennt. Dabei ergründet er sowohl die Ambivalenz von Würdigung und Ablehnung eigener Vorbilder als auch das Phänomen des kollektiven Götzentums und Shitstormings gegenüber den Popikonen und Pseudo-Selfie-Celebrities der Gegenwart. Auch Abbildungen profaner Objekte werden vandalisiert und dadurch neu definiert. Seinen Bildersturm begreift er dabei einerseits als agitative Attacke im Stile des politischen Klassenkampfes, andererseits begreift er den vermeintlichen Akt der Zerstörung als einen transzendenten Augenblick der mystischen Genesis. Identität wird dabei zwar in Frage gestellt, bearbeitet und angegriffen, aber sie wird dadurch auch interpretiert und neu erschaffen; nicht nur durch den Künstler sondern auch durch den Betrachter. Form und Leerheit prallen aufeinander und die Bedingtheit von Identität und deren Wahrnehmung bricht dadurch hervor.

Der sich dadurch öffnende Raum der Unsicherheit und Irritation begreift Gen Atem als die einzige Möglichkeit, in der wirklich etwas entstehen kann.

www.genatem.com

 

Gen Atem (a.k.a. Gen-U-One) was born in Switzerland and has been working as an artist since 1982. He is a pioneer of the European Urban Art-Movement. In the early eighties he was active as a DJ and Break Dancer. In 1982 he begun spraying graffities on subway cars and walls in public spaces. In the mid-eighties he worked as an artist in New York and got acquainted with Old School Graffiti legends Phase Two, Futura, Noc167, Dondie, Seen and Rammellzee. Rammellzee became his mentor and they had an intense collaboration from 1986 till 1994. During that time, together with Rammellzee, Gen Atem realized several art-performances and exhibitions in New York and Amsterdam.

The New York Graffiti style «Name Writing» was not only a multimedia subcultural action but also an intellectual examination: What does a name and the history of a name stand for, and how does identity change in the course of time? Gen Atem found important answers to these questions in the philosophical writings of the eastern culture. The term «Nama Rupa», which translates to «Name and Form» stands for an umbrella term that embraces a multitude of works that are concerned with topics such as Spirit, Identity, Appearance, Form and Emptiness. Gen Atem entered a Buddhist monastery and became a Zen monk. His style of the Name Writing was influenced during these years by the Japanese calligraphy and aesthetics.

Gen Atem designates his work today as «Meditated Vandalism». He has had numerous exhibitions and art-performances in New York, Amsterdam, Paris, Zurich, Istanbul and Tokyo. Further has he published a book with the title «The Four Noble Truths, An Introduction To Buddhist Philosophy And Meditation». Gen Atem founded and is heading the artist groups «Wild Writers» and «Attacking Vandalism Criminals». In 2014 his music solo album «Not Here» was released and a 25 minutes documentary about his work was broadcast on Swiss television. Gen Atem lives and works as an artist and Zen teacher in Zurich, Switzerland.