Roland Adlassnigg – Heroes on wheels

20. Mai bis 30. Juni 2023
Eröffnung am Samstag, 20. Mai, 19 Uhr
Artist Talk mit Mirjam Steinbock

Die Finissage zur Ausstellung von Roland Adlassnigg – Heroes on wheels – in der Galerie haben wir auf 1. Juli – 19 Uhr – verschoben, statt 30. Juni.

PARALLEL VIENNA – Skulpturenpark Gmunden
Galerie Lisi Hämmerle ist Teilnehmerin mit Roland Adlassnigg – Skulptur – Rasenmäher-Kentaur
Am 30. Juni – zur Eröffnung des – PARALLEL Skulpturen Park – laden wir Sie herzlich nach Gmunden ein. Die Galerie bleibt an diesem Tag geschlossen.

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Samstag von 15 – 19 Uhr.

Tipp: gemeinsames Eröffnen mit Marbod Fritsch im Arthouse – Römerstraße um 18 Uhr und Bildraum Bodensee um 20 Uhr

Die Alltagshelden auf Rädern
Roland Adlassnigg mit neuen Arbeiten in der Galerie Lisi Hämmerle

Mit der Art, wie der Künstler Apparatur und Puppen „fusioniert“, verweist er im Hinblick etwa auf den Vormarsch von Technologien wie Künstliche Intelligenz, Machine Learning oder humanoiden Robotern, nicht zuletzt auf die fortschreitende Verschmelzung von Mensch und Maschine. Es gibt ja kaum mehr Lebensbereiche, die nicht einer rigorosen Digitalisierung anheimfallen. Egal ob Staubsaugermann, Bobby-Car-Kerlchen oder Mopedtyp, Adlassniggs skulpturale Settings scheinen wie aus einem Guss und evozieren auch das Bild des Kentaur (deutsch auch Zentaur), jenes fabelhafte Mischwesen aus der griechischen Mythologie.

Apparate machen Kunst
Wenn der Mensch quasi zur Maschine wird, kann dann umgekehrt die Maschine auch Kunst machen? Diese Überlegung führte in der Folge dazu, dass Roland Adlassnigg in seinem Transporter einen Zeichnungsapparat einrichtete. Dieser besteht aus einer blechernen Kiste, die er sich von einer Großbäckerei besorgte, sowie einem Pendel, das er mit Hilfe einer Edelstahlstange eines gewöhnlichen Grills sowie einem Messinggewicht konstruierte und der einen Stift (Copic Marker) nachzieht. Die Bewegungen des Autos werden mit dem Stift auf dem Papier, das sich am Boden der Kiste befindet, aufgezeichnet. Je stärker etwa eine Bremsung oder je schärfer eine Kurve, umso intensiver schlägt das Pendel aus und zieht entsprechende Striche aufs Papier.

Wie auch immer, nach der Intention Adlassniggs wird die Maschine „Auto“ zum Zeichner und eine Reihe dieser „Auto-Zeichnunen“ sind ergänzend zu den „Alltagshelden auf Rädern“ ebenfalls in der Galerie Lisi Hämmerle zu bestaunen.

Textauszug Karlheinz Pichler – Kultur Zeitung Mai 2023


Heroes on wheels
Ausstellung von Roland Adlassnigg in der Galerie Lisi Hämmerle, Bregenz

Vernissage-Einführung von Mirjam Steinbock 20. Mai 2023

Einen schönen guten Abend und willkommen zu „Heroes on wheels“, zwei Helden-Serien von Roland Adlassnigg, die er heute in der Galerie Lisi Hämmerle erstmals mit uns teilt.

Wie kommt Roland zu neuen Werken, was ist die Inspiration?
Er sagt, dass er immer ein Element aus der Serie der letzten Ausstellung mit in die neue nimmt. Bei der letzten Ausstellung waren das Steine auf Rädern; er hat sich für die Räder entschieden.
Der Prototyp war der Umbau eines Mopeds. Lenker abmontiert, Schaufensterpuppen- oberkörper aufgesetzt, die Übergänge sauber verspachtelt, den Farbverlauf angepasst und damit begann die Maschinen-Menschen-Serie.
Die andere Serie namens LRD3ZG 1-7 folgte der Überlegung, der Maschine etwas Menschliches beizubringen: sie sollte zeichnen.

Was ihr hinten im Ausstellungsraum seht, ist quasi das Kinder- und Spielzimmer mit Schaukelkind und Bübchencar und einem Minigolf-Jungen. Den Minigolf-Kompressor kennt Roland schon aus Kindertagen, der ist vom Nachbarn, voll funktionstüchtig, wie die meisten anderen Maschinen und Materialien.

Rolands Berufswunsch von einst war, Kindergartenpädagoge zu werden. Verhindert wurde das von dringenden Bedürfnissen, in den Einrichtungen fehlten schlicht die Herrentoiletten. Heute wäre das für Roland sicher kein Hinderungsgrund, es gibt ja auch mobile WCs.

Sein Ausbildungsweg verlief also anders. Er absolvierte die Fachschule für Holz- und Steinbildhauerei in Innsbruck, schloss das mit Auszeichnung ab und war gleich selbständig tätig. Nach sieben Jahren meinte er „Da geht noch was“, ging nach Wien und kam mit dem Meisterbrief zurück.

Wer schon mal in seinen Werkstätten in Rankweil und Dornbirn war, weiß um die Fülle an Materialien. Stein, Metall, Holz, Keramik, Gas – ein Rummelplatz der Elemente. Von außen betrachtet könnte das durchaus chaotisch aussehen, aber handelt es sich um Chaos, wenn der Meister ganz genau weiß, wo sich was befindet?

Roland hat das Wissen um Standort und professionellen Gebrauch von Material, Werkzeugen und Maschinen und das macht ihn zum Maestro seines bildhauerischen Dirigats. Ich selbst durfte oft erleben, dass er bei ersten Besprechungen zu Bühnenbildern, Ausstellungen oder anderen Aufbauten mit einem „Do hon i no eppas“ oder „Moll, können mir macha, goht“ beruhigt. Und es isch ganga und guat usgluagat hot ́s o no.

Es geht immer bei ihm, nie stagniert ́s. Eine Jonglage mit Material, Form, Technik und Motorik, das ist Rolands Steckenpferd, was liegt näher, als sich der griechischen Mythologie zuzuwenden und dem sehr beweglichen Kentauren, einem Wesen aus Mensch und Pferd, wenngleich die Kentauren auch nicht unbedingt die moralischsten Vertreter ungewöhnlicher Göttervereinigung waren. Roland meinte dazu: „Doch, einen Guten hat ́s gegeben.“

Ich würde ihn gern als Bildhauerkabarettisten bezeichnen. Sein Humor, bisweilen die Satire begründen sich im genauen Beobachten und geduldigen Zuhören und dann im präzisen Übersetzen. Folgend bügelt er öffentlich eine Österreichfahne, kredenzt Selbstgebranntes aus dem eigenen Schnapsaltar, wäscht im Kunstmuseum in Liechtenstein Geld oder signiert am Arlberg Schneebälle.

Anpacken und wieder loslassen. Roland gibt sich hin; wippend, rollend im Rhythmus von Werden und Vergehen, wenn er z.B. Abfallprodukte aus seinen Aufträgen verklebt und verschraubt und ihnen – wie letztes Jahr im Künstlerhaus Bregenz – ein letztes Erinnern beschert. Er würdigt alles und alle.

So geht Leben, oder? Und das Ganze hat bei ihm etwas Tänzerisches. Wundert ́s? Er arbeitet seit langem eng mit der Vorarlberg Tanzszene und dem darstellenden Bereich zusammen, regelmäßig unterstützt er in der Ausstattung und mit seinen großartigen Fähigkeiten als Koch und Bäcker. Seine Bewegungsstudien aus Tanzproben, die er zum Teil beidhändig zeichnete, sind beeindruckend und dann, als wär ́s noch nicht genug, ist er selbst auch noch ein begnadeter Tänzer, famos bewiesen hat er das bei der vorletzten Ausstellungseröffnung hier in Lisis Galerie.

Tanz erfordert Balance, und Kunst und Kultur zu machen ebenso, das ist uns vor allen den letzten Jahren sehr eingefahren. Darauf nehmen Rolands „moving stones“ Bezug, tonnenschwere Gesteinsbrocken, auf einem oder zwei Rädern, siehe Kreisverkehr Rankweil, da machen zwei Steine ein Wettrennen, oder im Garten des Kaplan Bonetti- Hauses Dornbirn oder – Ihr habt gerade die freie Wahl – im Rahmen von „Dussa“ im Steinbruch Ludesch, da hadern die „Wheely bugs“ auf 4 Rädern Männchen machend mit dem Gleichgewicht.

Und damit zurück zum Ursprung dieser Ausstellung: Die Räder sind ́s.